Nachdem ich also fünfmal vom Techniker versetzt worden war, die Störung immer noch andauerte und 1&1 mir auch sonst in keiner Weise entgegen gekommen war, hatte ich in meinem Einschreiben den Vertrag bei 1&1 fristlos gekündigt (siehe Teil 6). Zudem hatte ich 1&1 um eine schriftliche Bestätigung der Kündigung gebeten.
Ein Aspekt ist hier bisher immer noch zu kurz gekommen: bei 1&1 konnte man mir wochenlang nichts zu den Gutschriften der monatlichen Grundgebühr sagen, obwohl ich diese schriftlich beantragt hatte, sie mir laut AGB zustanden, und ich immer wieder danach gefragt hatte. Deshalb habe ich nicht nur den Rücktrittsbrief geschrieben, sondern gleichzeitig kurzerhand die Monatsgebühren für Dezember 2012 und Januar 2013 auf mein Konto zurückbuchen lassen. Die Rückbuchung habe ich auch gleich am Anfang des Schreibens erwähnt.
Es ging uns hierbei nicht darum, irgendwie einen großen Ärger anzuzetteln oder auf eine Klage hinzuarbeiten. Wir wollten eigentlich nur noch weg von 1&1 und nicht weiter unsere Zeit damit verschwenden. Aber nach allem was passiert war, musste man der Sache offenbar den nötigen Nachdruck verleihen, und die Rückbuchung von Telefongebühren schien für uns als Kunden der einzige noch gangbare Weg zu sein. Nee und da muss ich wirklich sagen: so eine Rückbuchung ist schon erstaunlich einfach. Ich konnte das auch noch acht Wochen rückwirkend ohne Probleme online erledigen.
Drei Tage später gab es zwar von 1&1 keine Antwort auf den Brief, dafür aber zwei automatisiert verschickte Mails, in denen die beiden Rückbuchungen festgestellt wurden. 1&1 bat mich darum, die Einzugsermächtigung für die ausstehenden Beträge zu erteilen, oder sie alternativ selbst zu überweisen. Die Mails waren wirklich sehr höflich gehalten, endeten aber mit deutlichen Worten:
Bei anhaltendem Zahlungsverzug behalten wir uns vor, unsere Leistungen zu verweigern und ggf. die Verträge, aus denen die Zahlungspflicht resultiert, fristlos – auch ohne vorherige Sperre zu kündigen.
Nein! Wenn ich das geahnt hätte! Dann hätte ich das Geld ja schon viel früher zurückgebucht… Ich tat erstmal nichts, aber auf Mariannes Anraten begründete ich über das 1&1-Kontaktformular die Rückbuchung noch einmal, und bat auch noch einmal um eine schriftliche Bestätigung der Kündigung.
Einige Tage später erhielt ich die nächste monatliche Rechnung von 1&1 – diesmal in einer Höhe von 0,00 Euro für die Leistung „0 Monate Doppel-Flat 6000“. Das traf es eigentlich sehr gut. Leider war von meinen Gutschriften immer noch weit und breit nichts zu sehen, wodurch ich mich in meiner Rückbuchung nur noch mehr bestätigt sah.
Am 7. Februar, 10 Tage nach dem Abschicken des Briefs, kam dann endlich Bewegung in die Angelegenheit. Und wie! Innerhalb von nur fünf Stunden schaffte es 1&1, mit vier verschiedenen Nachrichten komplett unterschiedliche Signale auszusenden.
Los ging es früh mit einer automatisiert verschickten Mail, in der die vorzeitige Kündigung zum 7.2.2013 bestätigt wurde. Gute Nachrichten!
Um 6:57 Uhr (!) erhielt ich dann per E-Mail eine persönliche Nachricht (!!) von einem Mitarbeiter der Rechnungsabteilung. Sollte es wirklich passiert sein? Dass sich zwei Monate nach Beginn der Störung endlich jemand mal individuell meiner Situation angenommen hätte? Die Gutschriften seien für mich jedenfalls „hinterlegt“ (was auch immer das hieß), und die Kosten für die Hotline-Anrufe würden mir erstattet. So weit, so gut. Der Übernahme der Kosten für den alternativen Internetzugang per UMTS könne man leider nicht zustimmen. Skeptisch machten auch bestimmte Formulierungen:
Gerne stellen wir Ihnen unabhängig von der Frage wo die Ausfallursache liegt, kurzfristig eine alternative Nutzungsmöglichkeit zur Verfügung bzw. stornieren die Kosten in der Zeit des Ausfalls.
Sehr witzig – beides war ja wochenlang trotz Nachfrage eben nicht geschehen.
Wir bedauern sehr, dass Ihr DSL-Anschluss vorübergehend nicht einsatzbereit war.
Vorübergehend?! Offenbar war die ganze Mail aus Textbausteinen zusammenkopiert. Eine kurze Recherche ergab, dass andere schon ganz ähnliche Probleme mit 1&1 hatten, ebenfalls wochenlang ohne Telefon und Internet auskommen mussten, und eine fast gleich lautende E-Mail bekamen. Aber egal – schon die Anzeichen auf menschliche Intelligenz machten mich fast schon euphorisch.
Aber das war noch nicht die letzte Nachricht an diesem Tag. Weiter ging es mit einem Brief im Briefkasten. Ebenfalls offenbar automatisiert verschickt, begann er gleich mit folgendem Schenkelklopfer:
Wir haben Ihr Schreiben wegen technischer Störung mit der Bitte um Sonderkündigung erhalten. Vorsorglich haben wir den Vertrag zum Ende der Mindestvertragslaufzeit gekündigt.
Es gehört schon einiges dazu, meinen wütenden Sofort-Rücktritt vom Vertrag als „Bitte um Sonderkündigung“ aufzufassen. Und eine Mindestvertragslaufzeit kam ebenfalls überhaupt nicht in Frage. Ich hielt 1&1 aber zugute, dass der Brief am Vortag, und damit vor der Bestätigungs-E-Mail vom frühen Morgen abgeschickt worden war.
Doch das war leider immer noch nicht alles. Gegen Mittag, nur wenige Stunden, nachdem mir die Gutschriften für zwei Monatsgebühren bestätigt wurden, bekam ich eine Mahnung mit der Forderung, die ausstehenden Gebühren für eben diese beiden Monate endlich zu begleichen – zuzüglich einer Mahngebühr von 2,50 Euro.
Ich schrieb also noch eine Mail und betonte, dass ich nicht bereit bin, die Mahngebühr zu bezahlen und davon ausgehe, dass die Rückbuchungen jetzt mit den Gutschriften verrechnet sind. Einmal mehr erklärte ich den kompletten Sachverhalt.
Leider scheint es wohl zwei separate Rechnungsabteilungen bei 1&1 zu geben: eine, die ausschließlich für Abbuchungen zuständig ist, und eine, die ausschließlich für Gutschriften zuständig ist. Und beide Abteilungen sind miteinander verfeindet.
Jedenfalls erhielt ich am Folgetag um 23:44 Uhr (!) eine Mail von einer Rechnungsbearbeiterin, die mir noch einmal bestätigte, dass die Gutschriften mit den nächsten monatlichen Rechnungen verrechnet werden, aber trotzdem müsse ich parallel die zurückgebuchten Beträge an 1&1 überweisen. Die Mahngebühr werde mir großzügigerweise erlassen.
Ich bin nicht ganz sicher, welche nächsten monatlichen Rechnungen gemeint sind, wenn der Vertrag doch beendet ist. Weil ich jetzt aber zwei Zusicherungen über die Gutschriften hatte und auch keine Schufa-Ärgernisse haben wollte (und mit dem erneuten Euphorie-Kick durch eine von Menschenhand verfasste Mail), überwies ich die Beträge, die ich vorher zurückgebucht hatte.
Seitdem herrscht erstmal Funkstille. Wir haben von 1&1 keine Nachricht mehr bekommen. Einzige Ausnahme war ein Werbebrief – ob wir nicht einen 1&1-Mobilfunktarif abschließen wollen…
Fortsetzung folgt…